Darum müssen die Steuern sinken!

Interview mit Hans-Werner Sinn, Bild, 03.12.2003, S. 2

München

Viele Politiker wackeln noch bei der Entscheidung für eine Steuerreform!

In BILD sagt Professor Hans-Werner Sinn*, Chef des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, warum die Steuern runter müssen - und alles andere unverantwortlich wäre:

...weil sonst noch mehr Vertrauen in die Politik verloren geht!

Das parteipolitische Gezänk nervt die Deutschen, gibt das Gefühl: Die da oben sind reformunfähig, nicht mehr Herr der Lage.

....weil der Aufschwung sonst stecken bleibt!

Wo Misstrauen herrscht, wird kein Geld ausgegeben. Folge: Die Verbraucher bleiben im Kaufstreik, die Unternehmen investieren nicht. So bekommt der Arbeitsmarkt nie Impulse.

...weil Leistung sonst weiter bestraft wird!

Deutsche Arbeiter tragen die höchste Grenzabgabelast weltweit: 67 Cent von jedem extra verdienten Euro geht weg. Ein Industriearbeiter und seine Frau tragen zur gesamten Wirtschaftsleistung im Schnitt 64 493 Euro im Jahr bei, davon gehen 34 037 Euro an den Staat.

...weil hohe Steuern Zeit verschwenden!

Der Steuerbürger wendet immer mehr Zeit auf, um Steuerberater zu treffen, Steuertipps zu lesen, Belege zu sammeln und Ausgaben zu notieren. Irrsinn. Genau so verschwenden Sozialschmarotzer Energie, um sich mit Steuergeldern einen Lenz zu machen.

...weil der Staat sonst nie lernt, vernünftig mit dem Geld umzugehen!

Der Wohlfahrtsstaat ist nicht mehr finanzierbar! Wenn der Staat 57,2 % aller Einkommen (Löhne und Gewinne) an sich reißt, stehen wir dem Kommunismus näher als der Marktwirtschaft.

Aufgezeichnet von Stefan Ernst

*Autor von "Ist Deutschland noch zu retten?" (Econ)